Um sicher zu sein? - Mit einem Mikroskop.
Sie haben vielleicht schon von Brennproben, dem "Seidenschrei" oder dem "wenn-man-es-anfasst-bleibt-es-kühl" gehört: Das können Sie schlicht und einfach vergessen.

Es gibt dutzende von Kunstseiden, die bei einer Brennprobe nach verbranntem Horn riechen.
Der "Seidenschrei" hängt von Webart und Appretur ab - nicht vom Material.
Auch die Wärmeleitfähigkeit kann mit sehr vielen Kunstfasern erreicht werden.
Diese "Tests" können Sie auch erst anwenden, wenn Sie das Produkt schon in Händen halten.

Gerade bei Onlinekäufen wäre es aber Wichtig, die Echtheit schon vorher zu wissen.

Wird der Artikel auch für Käufer aus der EU angeboten oder wird in die EU versandt, greift das Materialkennzeichnungsgesetz. Es muss dann auf dem Etikett zwingend das Material angegeben werden: Bei Seide z.B. 100 % Seide, reine Seide, echte Seide. Kombinationen, wie 100 % reine Seide sind nicht erlaubt. Bei Materialmischungen wie Seide + Lycra, muss ab einem Faseranteil von 1 % Fremdfasern der Anteil und der Handelsname angegeben werden, wobei das Material mit dem höchsten Anteil zuerst genannt werden muss. Ein Beispiel wäre 98 % Seide, 2 % Lycra.
Diese Materialkennzeichnung ist auch in Onlineshops vorgeschrieben. Fehlt die Angabe des Materials, können Sie davon ausgehen, das der Artikel, unabhängig von der Artikelbezeichnung oder einer Artikelbeschreibung, NICHT aus Seide besteht.

Oft findet man Artikel mit Namen, wie "Seidenschal" oder "Seidentuch" mit klingenden Artikelbeschreibungen wie "seidenweicher Schal", "seidiger Griff" und ähnliches.
Da "Seidenschal" und "Seidentuch" keine geschützten Begriffe sind, können sie auch für Schals und Tücher aus Polyester und grundsätzlich jedem Material verwendet werden.
Achten Sie daher auf die Materialangabe und die Zusammensetzung.

Ein anderes Merkmal ist der Preis.
Seide ist ein Luxusgut und kann daher nicht billig sein.
Ein Seidenschal oder Seidenstoff der so preiswert wie Kunstfaser ist, besteht auch aus Kunstfaser und nicht aus Seide.

Zusätzlich zur Mikroskopuntersuchung gibt es einige weitere Maßnahmen, die dazu beitragen können, die Echtheit von Seide zu überprüfen, besonders dann, wenn direkte Tests nicht möglich sind. Eine kritische Beurteilung des Verkaufsumfelds und der angebotenen Informationen kann oft bereits Hinweise darauf geben, ob es sich tatsächlich um echte Seide handelt.

Ein sehr wichtiger Aspekt ist die Herkunftsangabe. Seide hat eine jahrtausendealte Tradition und wird oft aus bestimmten Regionen wie China, Indien oder Thailand exportiert, die bekannt für ihre Seidenproduktion sind. In Produktbeschreibungen hochwertiger Seide wird häufig die Herkunft erwähnt, da diese als Qualitätssiegel dient. Fehlt eine solche Angabe, ist Vorsicht geboten.

Ein weiteres Indiz kann die Verpackung oder Präsentation des Artikels sein. Hochwertige Seidenprodukte werden oft sorgfältig verpackt, da Seide als Luxusmaterial angesehen wird. Plastikverpackungen oder lieblos präsentierte Artikel könnten darauf hindeuten, dass das Produkt nicht aus echter Seide besteht.

Bei Onlinekäufen empfiehlt es sich, auf Kundenbewertungen und Zertifikate zu achten. Seriöse Anbieter von Seidenprodukten legen großen Wert auf Transparenz und Authentizität. Zertifikate wie „OEKO-TEX Standard 100“ oder andere Nachweise können einen Anhaltspunkt für die Qualität des Materials bieten.

Physische Tests, die Sie durchführen können, sobald Sie den Stoff in der Hand halten, sollten ebenfalls mit Vorsicht interpretiert werden. Während traditionelle Tests wie die Brennprobe oder der sogenannte „Seidenschrei“ bekanntermaßen keine zuverlässigen Ergebnisse liefern, können sie dennoch unterstützend wirken, wenn sie in Kombination mit anderen Indizien verwendet werden. Bei der Brennprobe sollte echter Seidenstoff nach verbranntem Haar riechen und sich zu feiner Asche zersetzen. Kunstseiden hingegen bilden oft Klümpchen aus geschmolzenem Material. Diese Methode sollte jedoch nur bei unentbehrlichen Stoffproben durchgeführt werden, um den Artikel nicht zu beschädigen.

In Bezug auf die Pflegehinweise können zusätzliche Rückschlüsse gezogen werden. Echte Seide erfordert spezielle Pflege und ist oft nur für die Handwäsche oder chemische Reinigung geeignet. Pflegeetiketten, die lediglich eine Maschinenwäsche erlauben, könnten ein Indiz dafür sein, dass der Stoff nicht aus echter Seide besteht.

Achten Sie auf versteckte Hinweise im Preis-Leistungs-Verhältnis. Seide ist ein Luxusmaterial, und dementsprechend liegt der Preis oft höher als bei synthetischen Alternativen. Wenn ein angeblich aus Seide gefertigtes Produkt zu einem auffallend niedrigen Preis angeboten wird, ist Skepsis angebracht. Dies gilt insbesondere für Onlineshops, die keine genauen Angaben zu Material oder Herkunft machen.

Zusammenfassung:

1. Materialkennzeichnung: Überprüfen Sie die Angabe des Materials und achten Sie auf Begriffe wie „100 % Seide“, da solche Bezeichnungen klar reguliert sind.  
2. Herkunft und Verpackung: Seide aus renommierten Produktionsländern und sorgfältige Verpackung sprechen für Echtheit.  
3. Zertifikate und Kundenbewertungen: Seriöse Anbieter verfügen über Transparenz und entsprechende Nachweise.  
4. Physische Tests: Methoden wie die Brennprobe können unterstützend eingesetzt werden, sollten aber nicht allein herangezogen werden.  
5. Pflegehinweise: Pflegeetiketten geben Aufschluss über die Empfindlichkeit und Qualität des Materials.  
6. Preis: Der Preis sollte im Verhältnis zur Qualität stehen; bei sehr niedrigen Preisen ist Vorsicht geboten.  

Diese Maßnahmen in Kombination helfen Ihnen, die Echtheit von Seide zuverlässig zu prüfen, insbesondere bei Onlinekäufen oder unbekannten Anbietern. Achten Sie auf Details und nutzen Sie eine kritische Beurteilung, um sicherzugehen, dass Sie wirklich echte Seide erhalten.